Mittlerweile ist die Rückbildung bei der Hebamme zum
Pflichtprogramm für die meisten Mamas nach der Geburt ihres Sprösslings
geworden. Viele gehen hin, weil man halt hin geht. Und andere Mamas trifft. Und
endlich mal wieder Zeit für sich hat. Leider treffe ich trotz der tollen
Angebote der Hebammen immer wieder Mamas, die sagen „Rückbildung? Brauche ich
nicht“ oder „Habe ich keine Zeit für – ist doch das dritte Kind“. Schade, denn
Rückbildung hat seinen Sinn. Wie der Name schon sagt, geht es um die
Rückbildung der in der Schwangerschaft entstandenen „Schäden“ in Bauch- und
Beckenbodenregion. Beckenboden? Achso, ja – schon mal gehört, denkt jetzt
vielleicht die eine oder andere Mama.
Betrachten wir uns den Beckenboden doch einmal genauer: Als
Beckenboden wird das Muskelgeflecht bezeichnet, welches das knöcherne Becken
zusammenhält und die Organe wie Gebärmutter, Harnblase und Darm an ihrer
Position hält. Es gibt drei Schichten der Beckenbodenmuskulatur:
Die äußere Schicht umschließt bei der Frau schlingenförmig die
Vagina, den Ausgang der Harnröhre und den Anus. Sie sind am Damm mit der
mittleren und inneren Schicht verbunden.
Die mittlere Schicht erstreckt sich wie ein winziges dreieckiges
Trampolin von Hüftgelenk zu Hüftgelenk. Vorne ist sie mit dem Schambein
verbunden, am Damm mit der äußersten und der innersten Schicht. Sie spielt eine
wichtige Rolle für die Stabilität des Beckens und sichert in trainiertem
Zustand eine lebenslange Gesundheit der Hüftgelenke.
Die innere Schicht des Beckenbodens ist flächenmäßig die größte
Schicht und erstreckt sich fächerartig vom Kreuzbein zu den seitlichen
Beckenknochenrändern, zu den Sitzbeinhöckern, zur Gelenkspfanne der Hüften und
nach vorne zum Schambein. Ein Teil dieser Schicht bildet den Anusheber. Ist dieser
kräftig und trainiert, trägt er wie eine Schale die Organe des Unterleibes,
vorab den Darm.
Aha, das ist also der
Beckenboden. Verstanden. Und jetzt? Ich habe mal ein wenig recherchiert und
rausbekommen, dass Fachleute schätzen, dass rund acht Millionen Frauen in
Deutschland unter den Folgen eines zu schwachen Beckenbodens leiden. (Quelle: www.uniklinikum-saarland.de).
Acht Millionen! Das ist viel. Gehörst du dazu? Bedenke: Vernachlässigen Frauen
ihren Beckenboden, können Probleme wie Blasenschwäche, Harninkontinenz oder Stuhlverlust
auftreten. Langfristig kann es auch zu schweren Folgeschädigungen kommen wie
die Gebärmutterabsenkung oder Senkung der Harnblase. Im schlimmsten Fall sind
schwere Operationen wie Entfernung der Gebärmutter die Folge. Outsch. Also
ehrlich gesagt – darauf habe ich nun wirklich keine Lust.
Oft fragen mich Frauen, woher sie
wissen sollen, ob ihr Beckenboden stark oder schwach ist? Nun, es gibt da einen
kleinen Test: Setze dich beim nächsten Toilettengang nicht wie gewohnt auf die
Klobrille sondern stelle dich so hin, dass das Gesäß etwas über der Klobrille
„schwebt“. Während des Urinierens versuche den Strahl anzuhalten. Gelingt dir
dieses, kannst du davon ausgehen, eine gut ausgebildete Beckenbodenmuskulatur
zu haben. Gelingt es dir nicht, empfehle ich dir dringend, deinen Beckenboden
zu trainieren. Diesen Test solltest du allerdings nicht zu oft wiederholen,
weil es dann zu Problemen kommen kann.
Was passiert mit dem Beckenboden
in der Schwangerschaft? Dein Baby, das Fruchtwasser, die Plazenta; alles
zusammen hat sein Gewicht. Und dieses Gewicht drückt kontinuierlich auf den
Beckenboden. Vielen Frauen fällt es besonders zum Ende der Schwangerschaft
schwer, ihren Urin zu halten. Das liegt daran, dass der Beckenboden durch den
ständigen Druck von oben bereits stark in Mittleidenschaft gezogen wurde. Und
auch die Geburt ist eine Belastung für den Beckenboden. Entbindet die Mama auf
natürlichem Wege, muss sich das Baby seinen Weg auch durch die Beckenbodenmuskulatur suchen. Die
Beckenbodenmuskulatur wird dabei so weit auseinander gedehnt, bis das Baby
hindurch ist. Ein Muskel, der so stark gedehnt wurde, unter Umständen auch über
einen längeren Zeitraum hinaus, zieht sich nicht sofort wieder zurück in seine
Ursprungsform. Er braucht die richtigen Impulse um zu wachsen. Er braucht
Training. Er braucht die Rückbildung bei der Hebamme.
Die Rückbildung ist also wichtig,
weil die Hebamme dir erklärt, wie du deine Beckenbodenmuskulatur korrekt
aktivierst und trainierst. Du wirst lernen, wieder ein Gefühl für deinen
Beckenboden zu bekommen. Meine Hebamme gab mir damals den Tipp, mir im Alltag
bestimmte Situationen zu überlegen, die immer wiederkehren und dabei den
Beckenboden anzuspannen. Wer zum Beispiel viel im Auto unterwegs ist, könnte
bei jeder roten Ampel seinen Beckenboden anspannen. Oder für zuhause: Einen
Zettel mit einem roten Ausrufezeichen an den Badspiegel kleben, der dich immer
beim Zähneputzen an deinen Beckenboden erinnert.
Was ich nicht empfehle: Den
Beckenboden beim Stillen deinen Babys anzuspannen. Komisch, dass einem der
Beckenboden immer genau dann einfällt, wenn man entspannt auf der Couch sitzt
und das Baby gerade angefangen hat, seinen Hunger zu stillen. Aber: Beim
Stillen solltest du entspannt sein, dann fließt die Milch besser. Eine
entspannte Stimmung geht auch auf dein Baby über. Spannst du nun den
Beckenboden an, befindest du dich in einer Anspannung, das Gegenteil von
Entspannung.
Wenn du noch mehr über deinen
Beckenboden wissen möchtest, lass es mich gerne wissen. Schreibe in den
Kommentaren oder mir eine
Email. Oder schaue auf meiner
Seite für weitere Informationen zum Thema
Mama-Fitness. Oder du fragst deine Hebamme, sie wird dir
sicherlich auch antworten können. :)